Stimmengewirr und Kinderlachen beherrschen die Geräuschkulisse auf dem Schulhof. Auf der großen Freifläche wird mit viel Enthusiasmus Fußball gespielt, der Kletterturm ist von Jungen und Mädchen belagert, ein paar Kinder spielen Fangen, drei Mädchen stehen etwas abseits in ein Gespräch vertieft. Kurz gesagt: Es ist ganz schön was los auf dem Schulhof der Osterfeldschule, nachmittags um halb drei!
Innovatives Konzept
Was auf den ersten Blick nach wildem „Gewusel“ aussieht, folgt einem durchdachten und innovativen Konzept. „Die Offene Ganztagsschule ist ein Erfolgsmodell – dort, wo die Träger engagiert sind“, erklären die beiden OGS-Leitungen Andrea Blanke-Piepenkötter und Manuela Elvhage. Ein ausgeklügeltes System mit der richtigen Balance aus fester Struktur, die die Kinder brauchen und die ihnen Sicherheit gibt, dem nötigen Freiraum, den sie für ihre persönliche Entwicklung benötigen, und individueller Förderung, die vorhandene Ressourcen nutzt und hilft, bestehende Schwächen auszugleichen. Umgesetzt wird dieses Konzept an gleich vier Grundschulstandorten im Lüner Stadtgebiet: der Kardinal- von-Galen-Schule mit 175 Schülern, der Leo-Schule mit 134 Kindern, dem Hauptstandort der Osterfeldschule mit 100 Schülern und dem Teilstandort der Osterfeldschule mit 68 Kindern.
Die Kinder sollen selbstverantwortlich positive Beschäftigungsmöglichkeiten für sich suchen, ihrem Bewegungsdrang nachgeben dürfen, sich ausprobieren können.
Manuela Elvhage, Leitung OGS
„Der Ablauf der Nachmittage ist klar geregelt. Nach Schulschluss wird zunächst gegessen. Die Mahlzeiten werden pädagogisch begleitet. Im Anschluss daran werden in Gruppen die Hausaufgaben erledigt“, erklärt Andrea Blanke-Piepenkötter und betont, dass es sich hierbei nicht um Nachhilfe handelt.
„Die Lernzeit ist wie ein Silentium konzipiert, die Aufgaben werden nur auf Vollständigkeit und nicht auf Richtigkeit geprüft“, sagt die Leiterin der Offenen Ganztagsschulen der Leoschule und der Osterfeldschule. So können Eltern und Lehrer erkennen, wo die Schüler noch Defizite haben.
Zugeteilte Lehrerstunden werden für die Hausaufgabenbetreuung genutzt. Die Verantwortung für die Hausaufgaben bleibt damit bei den Eltern und Lehrern. Nach den Hausaufgaben werden an jeder Schule speziell auf die Schüler des jeweiligen Standorts zugeschnittene freiwillige AGs angeboten, die sich nach den individuellen Interessen der Kinder richten.
Individueller AG-Plan
Jedes Jahr wird an jedem Standort ein individueller AG-Plan erstellt. „Wir haben unter anderem die AG ‚Brieffreundschaft mit Herz‘, in der die Kinder Senioren im Altenzentrum St. Norbert schreiben. Die AG wird gut angenommen, 50 Mädchen und Jungen sind aktiv dabei. Die Kinder wollen unbedingt schreiben und freuen sich immer sehr, wenn sie Post zurück erhalten. Die AG findet einmal monatlich statt, aber die Kinder sind so begeistert, dass sie am liebsten viel öfter schreiben würden“, berichtet Manuela Elvhage, Leitung der OGS der Kardinal-von-Galen-Schule und des Teilstandorts der Osterfeldschule sowie der Schulsozialarbeit.
„Eine Fußball-AG ist auch immer beliebt. Aber es gibt auch außergewöhnliche Ideen. So stellten wir zum Beispiel an der KvG fest, dass Harry Potter bei den Kindern auf der Beliebtheitsskala ganz oben steht. Also riefen wir eine Harry-Potter- AG ins Leben. Dort werden dann allerlei Aktivitäten rund um den Zauberlehrling angeboten und beispielsweise Zauberstäbe gebastelt.“ An der Osterfeldschule öffnet einmal monatlich das „Cool Kids Café“, das jeweils unter einem bestimmten Motto wie „Eisdiele“ oder „Türkischer Basar“ o.ä. steht. Im Vorfeld wird alles dem Motto entsprechend hergerichtet und selbst gemacht. Auch die Eltern bringen sich hier ein und unterstützen die Vorbereitungen tatkräftig. „Wenn das Café Insgesamt 1.000 Buntstifte vermalt In 2022 5.000 Ausmalbilder an allen vier OGATAS 30 dann von Eltern und Familie besucht werden kann, ist es immer voll und die Kinder servieren ganz stolz“, berichtet Andrea Blanke-Piepenkötter.
Selbstverantwortliches freies Spiel
„Es gibt ein einheitliches Konzept, individuelle Angebote und an jedem Standort tolle AGs, aber: Die OGS ist keine Kinder-Uni!“, betont Manuela Elvhage. „Uns ist das Freie Spiel wichtig. Wir möchten das ‚alte Straßenspiel‘ wieder aktivieren. Die Kinder sollen selbstverantwortlich positive Beschäftigungsmöglichkeiten für sich suchen, ihrem Bewegungsdrang nachgeben dürfen, sich ausprobieren können.“ Spielen sei für die persönliche und soziale Entwicklung der Kinder von großer Bedeutung, erklärt sie weiter. „Viele Kinder können nicht mehr mit Langeweile umgehen“, führt sie aus. Zuhause bieten Fernsehen und Handy oftmals einfache Ablenkung. Den engagierten Fachkräften der OGS gelingt es stets, die Kinder gezielt so zu lenken, dass sie positive Beschäftigung für sich finden können. Die Räumlichkeiten bieten an allen Standorten Freiraum und Rückzugsorte, Spielmöglichkeiten im Innen- und Außenbereich; die Ausstattung lässt kaum Wünsche offen. Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es also mehr als genügend.
Aber noch etwas zeichnet die OGS der Caritas aus: „Wir schließen nur insgesamt vier Wochen im Jahr. Drei Wochen im Sommer und eine Woche an Weihnachten“, hält Manuela Elvhage fest. „Damit sind wir ein sehr verlässlicher Partner für die Eltern“, so die Bereichsleitung.
Der Bedarf an OGS-Plätzen ist groß. Ab 2026 wird es einen Rechtsanspruch auf einen Platz geben und die Nachfrage wird weiter steigen. „Wir arbeiten schon jetzt zukunftsorientiert an der Planung“, sagen Manuela Elvhage und Andrea Blanke-Piepenkötter.