Beim PfaFF-Projekt geht es nicht um Nähmaschinen eines bekannten deutschen Herstellers; PfaFF ist vielmehr die Abkürzung für „Pflegeausbildung für Frauen mit Fluchthintergrund“ und wird vom Land NRW gefördert. Im Rahmen der Initiative „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“ unterstützt und begleitet der Caritasverband Lünen- Selm-Werne geflüchtete junge Frauen auf dem Weg, durch Qualifizierung und Arbeit finanzielle Unabhängigkeit zu gewinnen. „Das Projekt ist sehr erfolgreich“, freut sich Projektleiterin Gisela Weiß, die das Konzept verfasste. „Wir werden unsere selbst gesetzte Zielmarke, zehn geflüchteten Frauen einen qualifizierten Berufsabschluss zu ermöglichen, erreichen.“
Pflegeberuf als Kindheitstraum
Im Pflegebereich herrscht akuter Fachkräftemangel. Eine Ausbildung zur Pflegeassistentin garantiert somit fast schon einen Arbeitsplatz. Aber der Weg dorthin ist nicht leicht, weiß Mariama Balde zu berichten. Die 29-Jährige kam 2020 alleine aus Guinea nach Deutschland. „In die Pflege zu gehen, war für mich schon ein Kindheitstraum. Aber in Guinea hätte ich keine Chance gehabt. Es gibt so gut wie Gute Vorbereitung ist alles! Pflegeausbildung für geflüchtete Frauen Projekt PfaFF 32 keine Arbeitsplätze in diesem Bereich, weil die Pflege in der Regel durch die Familien übernommen wird“, sagt sie. In Deutschland angekommen, krempelte sie die Ärmel hoch und besuchte zunächst einen Deutschkurs und die Abendschule, um ihren Hauptschulabschluss zu machen. 2021 erhielt sie ihr Abschlusszeugnis und 2022 das Zertifikat über die bestandene Deutsch-Prüfung, die Voraussetzung zur Aufnahme einer Ausbildung ist.
Am Anfang war alles extrem schwer wegen der Sprache. Aber der Unterricht der Caritas hilft mir sehr.
Mariama Balde, Auszubildende in der Pflege
Jetzt hat sie die einjährige Ausbildung zur Pflegeassistentin begonnen. „Am Anfang war alles extrem schwer wegen der Sprache“, berichtet die junge Frau. „Aber der Unterricht der Caritas hilft mir sehr.“ Auch Binta Bah hat sich für die einjährige Ausbildung zur Pflegeassistentin entschieden, allerdings in Teilzeit, sodass ihre Prüfung im März 2024 sein wird. Die 27-Jährige kam 2019 ebenfalls alleine aus Guinea nach Deutschland. „Die Arbeit macht Spaß, die Praxis ist toll, aber das Lernen des theoretischen Teils ist sehr schwer“, erzählt sie. Heute besprechen Binta und Mariama ihre Hausaufgaben mit Rüdiger Willms und sind schon etwas aufgeregt, was er zu ihren Kurzreferaten sagt.
Unterstützung gegen Sprachbarriere
Die Caritas Lünen-Selm-Werne engagiert sich schon viele Jahre in der Flüchtlingshilfe. Dort war aufgefallen, dass gerade in der Ausbildung zur Pflegefachkraft die Sprache aufgrund der vielen medizinischen Fachbegriffe ein so großes Problem darstellt, dass viele Frauen die Ausbildung abbrechen. Aus diesem Grund entwickelte die Caritas das Modellprojekt PfaFF, beantragte Fördermittel und holte die Ministerien mit ins Boot. Interessierte Frauen erhalten die Möglichkeit, zunächst ein begleitetes Praktikum zu machen, um zu sehen, ob ihnen der Beruf an sich gefällt. Dann können sie sich im Rahmen des PfaFF-Projektes sprachlich und teilweise praktisch auf die Ausbildung vorbereiten. „Von montags bis donnerstags erhielten die jungen Damen Deutschund Empowerment-Unterricht für die Pflege. Freitags fand im Seniorenzentrum an der Lippe bei mir der Unterricht zu Pflegethemen statt“, erklärt Rüdiger Willms, der selbst 30 Jahre in der ambulanten Pflege tätig war und auch Kurse für pflegende Angehörige geleitet hat. Der Unterricht diente gezielt zur Vorbereitung der schulischen Ausbildung. Aber auch während der Ausbildung wird begleitend Nachhilfe angeboten. „Die ersten zwei Frauen haben es jetzt geschafft und die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen“, berichtet der Fachmann. „Wir planen jetzt ein kleines Fest für die beiden Absolventinnen.“
Soweit sind Mariama Balde und Binta Bah noch nicht. Aber sie arbeiten hart daran.