Langeweile kommt in den stationären Einrichtungen der Caritas Lünen-Selm-Werne nicht auf. Dafür sorgen die Einrichtungsleitungen, Pflegedienstleitungen und Mitarbeitenden durch viele individuell auf die jeweiligen Bewohner zugeschnittene Freizeitangebote, die teilweise auch zusammen mit Kooperationspartnern durchgeführt werden.
Aktiv mit digitaler Technik
Der Caritasverband schaffte zum Beispiel für die Bewohner der drei stationären Einrichtungen technisch innovative und flexibel einsetzbare Geräte an:
die Tovertafel und Beleef TV. Tovertafeln werden von einem niederländischen Unternehmen produziert, heißen übersetzt Zaubertafeln und sind eine interaktive Pflegeinnovation und Spielelösung für ältere Menschen mit mäßiger bis schwerer Demenz. Sie finden in Alten- und Pflegeheimen jedoch noch andere Einsatzmöglichkeiten. Das Projektionsgerät kann leicht installiert werden und fordert die Anwender auf unterhaltsame und spielerische Weise heraus, Fähigkeiten zu entwickeln oder zu erhalten. Eine andere Variante mit einer ähnlichen Zielsetzung ist das Beleef TV, das ebenfalls von einem niederländischen Hersteller produziert wird. Beleef TV ist ein multimediales Gerät mit großem Touchscreen in Tischform, das speziell für betagte Menschen entwickelt wurde. Der Tisch lässt sich in der Höhe sowie in der Neigung verstellen, sodass er im Sitzen und sogar im Stehen bespielt werden kann. Margarethe Gransch, Agnes Theil und Silvia Cordes leben im Altenwohnhaus St. Josef und sind total begeistert. Nach wenigen Minuten haben die drei älteren Damen die Bedienung des Gerätes verstanden und möchten am liebsten alle Möglichkeiten gleichzeitig ausprobieren. „Mach nochmal Schlager“, sagt Theil und sofort wird von allen kräftig mitgesungen. Aber es gibt so viele Erinnerungen zu entdecken: „Ne, lass uns doch mal die alten Werbespots gucken“ – „Hier gibt es noch Fotos“ – „Klick mal hier drauf“. Wenn man die Seniorinnen und das begleitende Pflegepersonal beobachtet, kann man nur sagen: Das ist wohl ein zielgruppengerechtes Aktivierungsinstrument, von dem nicht nur die Bewohner sehr angetan sind.
Einbindung – Gemeinschaft – Abwechslung
Viel wichtiger als die technische Ausstattung ist den Mitarbeitern der drei Einrichtungen aber das zwischenmenschliche Miteinander und die soziale Einbindung der Bewohner. „Der Alltag ist für viele Bewohner schwer zu bewältigen, durch Corona sind sehr viele Ängste und Sorgen hinzugekommen. Jede Abwechslung im Alltag, das Erleben von Gemeinschaft, gemeinsame Erlebnisse sind für unsere Bewohner ganz wichtig“, erklärt Benjamin Lisci, Einrichtungsleiter des Seniorenzentrums an der Lippe. Und von diesen gemeinsamen Erlebnissen möchten die Mitarbeiter möglichst viele schaffen. So gibt es im Jahreslauf regelmäßig stattfindende Veranstaltungen: Im April zum Beispiel kommen Grundschüler der OGS Leoschule und überreichen nach dem gemeinsamen Singen selbstgebastelte Frühlingsdeko für die Fenster der Bewohner und für die Gemeinschaftsräume. Zu St. Martin kommen sie – sehr zur Freude der Bewohner – zu einem kleinen Martinsumzug in den Innenhof des Seniorenzentrums und bringen gebastelte Tischlaternen für die älteren Herrschaften mit. Auch die Vorschulkinder der Kindertagesstätte Lummerland machen regelmäßig Besuche, singen und beschenken die Senioren mit selbstgemalten Bildern oder schmücken gemeinsam mit ihnen den Baum zur Weihnachtszeit.
Viel Spaß beim Abendtreff
„Wir sind lustig, lachen viel“, sagt Susanne Slotta Neumann. Vor 15 Jahren hat sie die Leitung des Abendtreffs übernommen und sorgt jetzt gemeinsam mit Christiane Holtmann einmal wöchentlich mit wechselndem Programm für gute Laune und Stimmung im Altenzentrum St. Norbert. „Da die Bewohner aus dem ganzen Haus zum Abendtreff eingeladen sind, ist das eine gute Gelegenheit, auch Senioren aus den anderen Wohnbereichen kennenzulernen“, erklärt Susanne Slotta-Neumann. Beim Abendtreff wird gespielt und gequatscht, es werden Fotos aus alten Zeiten gezeigt und Slotta-Neumann und Holtmann lassen sich immer wieder interessante Themen und Aktivitäten einfallen. Demnächst gibt es in Kooperation mit einer Boutique eine Modenschau, bei der einige der Bewohner als Models aktiv sind.
Da die Bewohner aus dem ganzen Haus zum Abendtreff eingeladen sind, ist das eine gute Gelegenheit, auch Senioren aus den anderen Wohnbereichen kennenzulernen.
Susanne Slotta-Neumann, Sozialer Dienst Altenzentrum St. Norbert
Von Kochwagen, Kegelbahnen und Haushunden
„Bei uns gibt es den Tanztee, bei dem ein Musiker ins Haus kommt und für Stimmung sorgt“, erzählt Vanessa Spezzamonte, Leitung Sozialer Dienst und Aufnahmemanagement vom Altenwohnhaus St. Josef. Wer nicht mehr das Tanzbein schwingen kann, macht eben Sitztanz. Gute Laune ist auf jeden Fall garantiert. „Letztes Jahr haben wir für unser Haus eine mobile Kegelbahn angeschafft, die sehr gern genutzt wird. Soziale Kontakte und Bewegung werden dadurch gleichermaßen gefördert“, so Spezzamonte weiter. Ebenso verfügt das Haus über einen mobilen Kochwagen, der großen Anklang findet. „Man kann so auch mal Zweisamkeit genießen und ein kleines Mittagessen gemeinsam zubereiten oder ein besonderes Frühstück mit Rührei, Filter-Kaffee und eigenem Geschirr.“
„Besonders für Bettlägerige ist das eine willkommene Abwechslung“, ergänzt Pflegedienstleitung Stefan Slomka. „Donnerstags besucht uns unser speziell ausgebildeter Therapiehund Marly, unser Haushund Pino ist an allen Wochentagen da“, berichtet Spezzamonte. Auch St. Norbert hat einen Haushund, die kleine Frida. Dass man sich in den einzelnen Häusern nach den Wünschen der Bewohner richtet, zeigt auch ein anderes ‚Highlight‘, das es nur in St. Josef gibt. „Wir haben einen Cocktailwagen“, berichtet Einrichtungsleiter Raphael Lisci. „Selbstgebaut! Und gut bestückt“, fügt er nicht ohne Stolz hinzu. „Darauf findet man alles, was für einen richtigen Cocktail nötig ist. Neben alkoholfreien Getränken werden auf Wunsch auch Cocktails mit Hochprozentigem wie Tequila gemixt.“
‚Seelsorgewagen‘ im Altenzentrum St. Norbert
Auch in St. Norbert gibt es einen Wagen, der allerdings einen ganz anderen Zweck erfüllt. Petra Jupe, Mitarbeiterin in der Betreuung im Altenzentrum St. Norbert, kam auf die Idee mit dem ‚Seelsorgewagen‘. Sie absolvierte eine Zusatzausbildung und seitdem reserviert sie sich einen Tag in der Woche für die persönliche individuelle Seelsorge auf den Bewohnerzimmern. „Auf diesem Weg kann ich auch die bettlägerigen Patienten erreichen“, erklärt die Fachfrau. Mit ihrem mobilen Gebetstisch schiebt sie dann über die Flure, klopft an die Zimmertüren und fragt, ob ein Gesprächsbedarf besteht. Ihr Besuch ist an keine Konfession gebunden. „Grundsätzlich besuche ich alle“, sagt sie. Aber der größte Bedarf bestehe bei den bettlägerigen Bewohnern.
Die individuellen Angebote der Einrichtungen einzeln aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Zu allen Jahreszeiten und Feiertagen bietet jedes Haus spezielle Veranstaltungen, die auf die jeweiligen Bewohner zugeschnitten sind. Stellvertretend seien das Maibaumfest im Seniorenzentrum an der Lippe, der Besuch des Karnevalsprinzenpaars in St. Josef und das Binden von Palmsträußen in St. Norbert genannt, um nur einen kleinen Einblick zu gewähren. Es gibt Zirkusdarbietungen, offene Sommerfeste, sogar den Besuch von Hühnern im Rahmen des Projektes ‚Huhn on Tour‘, es werden Ausflüge zu den Alpakas ermöglicht, einen Eiswagen gibt es auch noch und St. Norbert hat es mit seinem Briefe-Projekt sogar ins Fernsehen geschafft. Das Leben in einem Caritas-Seniorenwohnheim ist also alles, alles andere als langweilig!